Junior-Demenzbegleiter: Mehr Verständnis für Menschen mit Demenz entwickeln

Es müssen gar nicht immer die ganz großen Gesten sein, um anderen Menschen zu helfen, um ihr Leben ein kleines bisschen besser und glücklicher zu machen. Nein, manchmal reicht es, sich einfach nur ein wenig Zeit füreinander zu nehmen und alle können davon profitieren. Das zeigt das vorbildliche Generationen-Projekt der Malteser Jugend und des Demenzdienstes der Malteser: die Junior-Demenzbegleiter – eine Initiative, bei der es nur Gewinnerinnen und Gewinner gibt.

Darum geht's:


Wie werde ich Junior-Demenzbegleiter?

Gestartet wurde das Projekt 2014 bei den Maltesern der Diözese Mainz. Die Ausbildung findet meist in den 8. und 9. Klassen im Rahmen von Schul-Arbeitsgemeinschaften statt. In 32 praktischen und theoretischen Unterrichtseinheiten lernen die Jungen und Mädchen, was es heißt, unter einer Demenz zu leiden und mit ihr zu leben. Nina Basteck, Leiterin der Fachstelle Demenz der Malteser, hat beobachtet: „Jugendliche gehen an das Thema unverkrampfter und unbefangener heran als Erwachsene.“

Was passiert in der Praxis?

Neben den theoretischen Einheiten, bei denen den Jugendlichen wichtige Infos zu Demenz und Geriatrie vermittelt werden, macht der praktische Teil für die meisten den größten Anreiz aus. In unterschiedlichen Einrichtungen kommen die Jugendlichen mit Menschen zusammen, die an Demenz erkrankt sind. In Mainz findet das im Café Malta statt. Einmal in der Woche findet sich für drei Stunden eine Betreuungsgruppe für Menschen mit Demenz zusammen: „Sie sollen eine schöne Zeit zusammen verbringen, ihre Angehörigen gleichzeitig entlastet werden.“

Hier setzt die Arbeit der Junior-Demenzbegleiter an: Die Schülerinnen und Schüler bereiten Ausflüge vor, basteln für die Älteren Erinnerungskisten mit Fotos von liebgewonnenen Tieren, wichtigen Orten, Freunden und Verwandten oder backen gemeinsam Plätzchen. Die Schülerin Carolin nahm an der AG an den Bischhöflichen Willgis Schulen in Mainz teil und schrieb anschließend darüber: „Beim gemeinsamen Singen, Spielen und Erzählen konnten wir nicht nur die Auswirkung der Krankheit erfahren, sondern auch die Lebensfreude der Betroffenen.“ Und auch Nina Basteck hat beobachtet: „Die Jugendlichen und die älteren Menschen haben einfach Freude aneinander.“

Wer meldet sich für die Arbeitsgemeinschaften an?

Die Kurse finden regen Anklang, sind teils sogar überlaufen. Nina Basteck sagt: „Ich hätte im Vorfeld nicht gedacht, dass sich so viele Jungen und Mädchen melden.“ Sie glaubt: „Vielleicht liegt es auch daran, dass viele Jugendliche heutzutage nur noch wenig bis gar keinen Kontakt zu ihren eigenen Großeltern haben.“ Teilweise kämen Jugendliche in die Kurse, deren Großeltern von Demenz betroffen sind, andere Kinder interessierten sich einfach für das Thema. Ein teilnehmender Schüler war durch seinen Bruder sensibilisiert worden, der in einem Pflegeheim seinen Zivildienst absolvierte.

Junior-Demenzbegleiterin Katharina, die später einmal Ärztin werden möchte, etwa erklärt: „Als in meiner Schule das Projekt vorgestellt wurde, habe ich gedacht, dass ich diesen Menschen eine Freude bereiten kann, wenn ich ihnen Zuwendung gebe.“ Die Schülerin ist sicher, dass Menschen mit Demenz im Grunde vor allem möchten, dass man ihnen zuhört: „Es hat mich gefreut, wenn die alten Menschen danach glücklicher waren. Ich hatte das Gefühl, ich habe etwas Gutes getan“, erzählte sie der Wormser Zeitung.

Wer ist geeignet, Junior-Demenzbegleiter zu werden?

Geeignet sind Schülerinnen und Schüler,

  • die Lust haben, sich für ihre Mitmenschen einzusetzen
  • denen es Freude macht, anderen ein Lächeln zu schenken
  • die zwischen 14 und 17 Jahre alt sind
  • die Zeit mit Menschen verbringen wollen, die an Demenz erkrankt sind

Was bewirken die Kurse?

Für die Leitung des Demenzdienstes in Mainz, steht fest: „Es ist wichtig, die Jugendlichen für das Thema Demenz zu sensibilisieren, es ihnen nahe zu bringen – wenn auch nur für eine kurze Zeit.“ Dass diese Arbeit fruchtet, zeigt die Geschichte einer Mutter. Sie erzählte den Betreuerinnen und Betreuern, ihr Sohn sei nach der AG immer ganz aufgeräumt nach Hause gekommen. „Es hat ihm offenbar viel bedeutet“, ist sie sich sicher.

Ihr gefällt an dem Projekt vor allem eines: „Wir transportieren eine Haltung, die die Jugendlichen nach der AG mit nach Hause nehmen, in ihre Schulen und Familien tragen: Dass man mit Menschen mit Demenz respektvoll umgehen sollte, dass man mit ihnen Spaß haben kann, dass sie noch vieles können. Wenn diese Botschaft ankommt, hat sich das Projekt doch gelohnt.“

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