Starnberg:Königin flieht aus Seniorenheim

Ein halbes Bienenvolk verlässt aufgrund des warmen und trockenen Frühlings vorzeitig den Stock der Schauimkerei im Malteserstift in Percha. Die Imker verfolgen die Tiere mit Kescher und Leiter

Von Armin Greune, Percha

Jagdszenen im Seniorenheim: Ein spannendes Drama hat sich kürzlich im Park des Malteserstifts St. Josef abgespielt. Schließlich ging es um nicht weniger als ein halbes Volk, das Katrin Meyer und Anton Schuster verfolgten und wieder einfangen wollten: Mehrere tausend Bienen hatten sich vorübergehend in einem Baum im Schrebergarten des Heims niedergelassen. In voller Ausrüstung, mit Trittleiter und Kescher versuchten die beiden Imker, die Schwarmtraube zu bergen. Doch am Ende machte ein kleiner Fehlgriff den Erfolg ihrer Mission zunichte.

Bei angehenden Juristen gelten die Paragrafen 961 bis 964 des Bürgerlichen Gesetzbuches oft als besonders skurrile Auswüchse staatlicher Regulierungswut. Darin sind die Eigentumsrechte an Bienenschwärmen festgelegt, die aus dem heimischen Stock ausgezogen sind, um anderswo ihr Glück zu suchen. Dem Imker werden bei der Verfolgung seiner Völker Sonderbefugnisse eingeräumt, sogar fremde Grundstücke darf er dabei betreten. Dieses Privileg mussten Meyer und Schuster in Percha nicht in Anspruch nehmen: Seit einem Jahr leben zwei ihrer Völker im Stift. Bei den 135 pflegebedürftigen Bewohnern trifft die Bienenhaltung auf großes Interesse. Fensterchen bieten Einblicke in die Stöcke, im Gartenhaus wird Honig geschleudert und Schuster hält immer wieder Vorträge im Stift, zu denen einige Senioren auch ihre Enkel mitbringen.

Weltbienentag

Eine Honigbiene bei der Arbeit: Sie sammelt Nektar an einem Brombeerstrauch und bestäubt mit dem Pollen an ihrem Haarkleid die Blüte.

(Foto: Wolfgang Kumm/dpa)

Dem Paar ist es ein Anliegen, ihre Fachkenntnisse weiter zu geben: Neben Honig und anderen Bienenprodukten bietet ihre Landimkerei den Lehrgang "Begleitet Imkern lernen" sowie diverse Kinderkurse ("Von der Wabe bis ins Glas") an. Da trifft es sich gut, dass Meyer hauptberuflich Pädagogin ist. Schuster wiederum, seit 1993 Schreinermeister, stellt für seinen Nebenerwerb die Beuten, also die Bienenhäuser, her. Der gebürtige Kempfenhausener begeisterte sich schon als Jugendlicher für Bienenzucht. Seit fünf Jahren betreibt er nun im Ort mit seiner Partnerin eine semiprofessionell Imkerei. Inzwischen halten Meyer und Schuster etwa 50 Völker - unter anderem in Söcking, Stockdorf, Eurasburg und am Englischen Garten in München.

Heuer habe das warme und trockene Frühjahr dazu geführt, dass sich die Bienentracht sehr rasch entwickelt hat: "Alles blüht nun auf einmal", hat Meyer beobachtet. In der Folge sei der Schwärmtrieb der Völker besonders früh und stark ausgeprägt: Wenn der Stock für die Brut zu eng wird, werden in sogenannten Weiselzellen zwischen den Waben Thronfolgerinnen mit einer Spezialdiät aus Gelee Royal aufgezogen. Bevor diese Larven schlüpfen, zieht ihre Mutter mit einem Teil der Arbeiterinnen und Drohnen weiter, denn im Stock kann es nur eine Königin geben: Eine der geschlüpften Thronfolgerinnen tötet auch alle Nebenbuhlerinnen.

Starnberg: Ausgebrochenes Bienenvolk wird wieder eingefangen

Den Imkern gelang es, die Schwarmtraube vom Baum zu holen.

(Foto: oh)

Ihre Mutter, die Weisel, verlässt aber zuvor in einer Wolke von tausenden Bienen schlagartig den Stock. Wenn sie das bemerken, heften sich die Imker an die Fersen ihres Teilvolkes. Meist sammelt es sich zunächst unweit vom Stock als dicht gedrängte Schwarmtraube an einem Baum. Von dort werden Kundschafter ausgesandt, die eine neue Nistgelegenheit ausfindig machen sollen. Diese Ruhepause gelte es als Imker zu nutzen, sagt Meyer: Den ersten Zwischenstopp lege der Schwarm fast immer relativ bodennah ein, wo er für die Imker noch in Reichweite sei.

So war es auch in Percha, wo das flüchtige Volk zwischen Zweigen in sechs Metern Höhe rastete: Meyer und Schuster konnten die Schwarmtraube zwar mit einer Trittleiter und einem Kescher an einem langen Stiel herunterholen. Doch dann passierte ein Missgeschick und die Weisel entkam, worauf ihr der gesamte Schwarm folgte und die Imker hilflos zurückließ. Wo sich der Schwarm nun angesiedelt hat, ist nicht bekannt. Bevorzugt suchen die Bienen Hohlräume in Bäumen auf, notfalls beziehen sie aber auch gern hinter Fassaden oder in Doppelmauerwerken Quartier.

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