Malteser Magazin 03/2018 Nord/Ost

malteser regional  •  Nord/Ost Malteser magazin • 3/18 II Ein Fest des Lebens Malteser fuhren schwer kranke Patientin zur Taufe ihres Enkels GroSSburgwedel. „Das Leben geht weiter.“ Es mag zynisch klingen, einer schwer kranken Frau das zu sagen. Doch im Rahmen einer Tauffeier gewinnt die- ser Satz eines Pfarrers tiefere Bedeutung. Denn das Leben geht weiter für Jonas Böttcher, der am Samstag, 2. Juni, in der katholischen Kirche St. Paulus in Groß- burgwedel von Pfarrer Ivan Mykhailiuk getauft wurde. Für seine krebskranke Großmutter Renate dagegen dürfte es wohl der letzte Besuch in ihrer geliebten Kirche gewesen sein. Ermöglicht haben ihr diese Reise die Malteser mit ihrem Herzenswunsch-Krankenwagen. Eigentlich schien schon alles überstanden: Nachdem bei Renate Böttcher imMai 2017 Bronchialkrebs diagnostiziert worden war, hatte die Chemotherapie sehr gut an- geschlagen. Das vergangene Weihnachts- fest konnte die heute 77-Jährige im Kreis ihrer Familie feiern, sogar von Heilung war die Rede. Doch im vergangenen Feb­ ruar traten dann Metastasen auf, immer mehr, nicht mehr operabel. Seit einiger Zeit liegt die Großburgwedlerin im Mis- burger Hospiz und wird immer schwä- cher. Die Taufe ihres vier Wochen alten Enkels Jonas wollte sie aber noch erleben. „Ich habe so sehr für diese Taufe gebetet“, sagt sie mit schwacher Stimme bei der kleinen Feier in St. Paulus. „Ihr Gebet ist erhört worden und das ist gut so“, antwor- tet Pastor Mykhailiuk und man spürt, wie sehr auch er bewegt ist. Denn Familie Böttcher ist bekannt in der katholischen Gemeinde St. Paulus. Drei erwachsene Söhne und eine Tochter hat Renate Böttcher mit ihrem Mann Claus und dazu eine große Liebe zur Kirche. Jahrelang begleitete Renate Böttcher mit ihren Kindern die Festgottesdienste musi- kalisch, sie an der Gitarre, die Kinder mit Flöte und Trompeten. Zwei Söhne dienten als Ministranten. „Es war ihr sehr wich- tig, dass Jonas getauft wird“, sagt Sohn Daniel Böttcher, der Vater des Täuflings. „Schön, dass sie das noch erleben kann.“ So wird die kleine Tauffeier zu einem be- wegenden, aber auch fröhlichen Familien- fest. Die Söhne und Töchter mit den älteren Enkelkindern sind gekommen, Ehemann Claus schiebt seine Frau im Rollstuhl zum Taufstein. „Mögen Engel dich begleiten“, singt die kleine Festgemeinde dem klei- nen Täufling zu, später auch den irischen Reisesegen,und alle wissen, dass die Ver- se auch der kranken Großmutter gelten. Mit dabei die Malteser. Dafür haben sich Jan Singelmann und Simon Reinhardt gerne Zeit genommen. Beide arbeiten hauptberuflich für den Malteser Hilfs- dienst im Rettungswesen, fahren den Herzenswunsch-Krankenwagen aber eh- renamtlich, „weil ich genau dafür diesen Beruf ergriffen habe – um Menschen zu helfen“, wie Simon Reinhardt sagt. Seit mehr als einem Jahr bieten die Mal- teser in Niedersachsen das Projekt „Her- zenswunsch-Krankenwagen“ an, allein in der Diözese Hildesheim an sieben Standorten: in Hannover, Celle, Gifhorn, Braunschweig, Wolfsburg, Hildesheim und Göttingen. Etwa 70 ehrenamtliche Helfer der Malteser stehen dafür bereit, schwer kranke und sterbende Patienten mit einem voll ausgerüsteten Kranken- transportwagen noch einmal an einen Ort ihrer Wahl zu fahren. Da Patienten und deren Begleiter für eine solche Fahrt nichts zahlen, sind die Malteser auf Spen- den für den Herzenswunsch-Krankenwa- gen angewiesen. Renate Böttcher mit dem klei- nen Jonas vor der Kirche St. Paulus in Großburgwedel. Ehemann Claus (M., blaues Hemd) und die Eltern des Kin- des, Daniel und Helena Bött- cher (vorne l.) begrüßen die schwer kranke Frau. Hinten rechts Malteser Simon Rein- hardt (ganz r.) und Jan Singel- mann. Foto: Lukas/Malteser Spendenkonto: Pax Bank, IBAN: DE49 3706 0120 1201 2090 10, Stichwort: D09HWK www.herzenswunsch- krankenwagen-niedersachsen.de

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